Digitales Prozessmanagement Wundnetz

Ärztenetz Eutin-Malente


Fach- und sektorübergreifende Kooperation und Koordination erfordern einen konsentierten Behandlungspfad mit zentraler Prozesskontrolle des Pfadablaufes. Am Beispiel eines Wundnetzes soll im Ärztentze Eutin-Malente (ÄNEM) eine cloudbasierte Prozesskontrolle etabliert werden.

Das Projekt ist bundesweit skalierbar. Andere Netze können an dem Projekt teilhaben gegen Beteiligung an den Kosten (Intranet, Softwarelizenz, Pfadprogrammierung, Support, zentrales Casemanagement).

Im Versorgungsgebiet des ÄNEM wurden 2017 494 Patienten/a mit der Diagnose ulcus cruris erfasst (Daten Netzmonitor KVSH). Darunter könnten allerdings auch mehrfach erfasste Patienten sein, da die Diagnosedaten für jede Netzpraxis erhoben werden. Bezogen auf die Bevölkerungszahl von ca. 40.000 EW im näheren Einzugsgebiet des Netzes (Bad Malente, Eutin, Ahrensbök, Schönwalde) entspräche eine Prävalenz von 0,3% - 0,7% einer regionalen Prävalenz von 120 – 280 Patienten. Wegen des überdurchschnittlich hohen Altersdurchschnitts der Bevölkerung dürfte die regionale Prävalenz eher höher liegen. Eine Inzidenz von 0,09% entspräche einer Anzahl jährlicher Neuerkrankungen von 36 Fällen.

Die Behandlungsdauer ist wesentlich abhängig vom Zeitpunkt einer sachgerechten Diagnostik und einer ursachengerechten Therapie. In einer Studie aus dem Jahr 2014 waren sogar durchschnittlich neun Jahre bis zur Sicherung der korrekten Diagnose vergangen (Kröger, K., Der Deutsche Dermatologe 2017; 65(4): 284–288).

Die Therapie des ulcus cruris erfordert eine koordinierte Versorgung mit frühzeitiger Ursachendiagnostik und stadiengerechter Wundbehandlung. Dabei ist es wesentlich, dass Hausärzte, beteiligte Fachärzte und Pflegeeinrichtungen nach einem gemeinsam abgestimmten, leitliniengerechten Therapiekonzept vorgehen.

Bereits seit 2012 arbeitet ÄNEM zusammen mit dem Pflegenetz östliches Holstein (PNöH e.V.) an der Etablierung einer besseren Wundversorgung. In der Diskussion zeigte sich, dass die Behandlung des Ulcus cruris weitgehend in hausärztlicher Hand liegt. Allerdings erfolgt die eigentliche Wundbehandlungspflege in der Regel durch Pflegedienste oder Heimpersonal. Der Pflegebereich nimmt wiederum häufig die Dienste von Wundmanager/Innen in Anspruch, die von Sanitätshäusern angestellt sind.

Daraus ergeben sich nicht selten Konflikte bezüglich der zu verordnenden Verbandmittel. Die AG Wundnetz des ÄNEM und des PNöH konsentierte einen Behandlungspfad zur Wundversorgung des ulcus cruris, einheitliche Dokumentationsbögen zur Erstdokumentation und Verlaufsdokumentation sowie einen Kurzleitfaden zur Wundtherapie. Wie bei anderen Behandlungspfaden auch liegt eine Problematik in fehlender Kontrolle und Verbindlichkeit in der Umsetzung.

Das Projekt beinhaltet eine zentrale Prozesskontrolle des Behandlungsfades mittels eines cloudbasierten digitalen Pfadsystems und eines zentralen Casemanagements außerhalb der Praxen, das die Einhaltung vereinbarter Abläufe überwacht und ggf. an die Einhaltung erinnert bzw. Ursachen der Pfadabweichung erfasst.

Ziel des Projektes ist im Speziellen eine verbesserte fach- und sektorübergreifende Koordination und zeitliche Kontrolle der Behandlungsabläufe bei der Behandlung des Ulcus cruris. Darüber hinaus geht es um die allgemeine Implementierung eines zentralen Managements von fach- und sektorübergreifenden Behandlungsprozessen, also letztlich um die Implementierung einer Prozesskontrolle in der medizinischen Versorgung. Behandlungspfade als definierte Prozessabläufe können nur dann sinnvoll und erfolgreich eingesetzt werden, wenn der Prozessablauf auch „gemanagt“ werden kann. Der digitale Behandlungspfad in Kombination mit einem zentralen Casemanagement bietet diese Möglichkeit.

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